Wer kennt das nicht? Die Arbeit mit dem einst so leistungsfähigen PC wird immer mühsamer und die Wartezeiten immer länger. Während sich die Software stets weiterentwickelt hat und damit auch immer mehr Ressourcen verlangt, ist der PC noch immer der alte. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren PC mit ein paar effektiven Upgrades wieder flott bekommen.
Dabei fangen wir bei einer grundlegenden Frage an: Welche Leistung wird eigentlich benötigt?
Typische Anwendungsfälle
Office
Für Office-Anwendungen wie Textverarbeitung, E-Mails und Internet reicht ein günstiger Prozessor (zum Beispiel von AMD oder Intel) und wenigstens 4 GB Arbeitsspeicher.
Wer auch mal seine Urlaubsfotos bearbeiten möchte oder gerne mit vielen Browsertabs surft, wählt lieber 8 GB. Eine extra Grafikkarte ist in der Regel nicht nötig. Bei der Prozessor Wahl sollte daher darauf geachtet werden, dass dieser eine integrierte Grafiklösung beinhaltet. Eine geräuschlose SSD-Festplatte ist ein sinnvolles Upgrade und sorgt für schnelle Programmstarts und kurze Boot-Zeiten – schont somit Ihre Zeit und Nerven.
Multimedia
Für die Videobearbeitung ist es entscheidend, ausreichend Arbeitsspeicher zur Verfügung zu haben. Bei einer Auflösung von 1080p sollten es mindestens 8 GB sein, bei 4K mindestens 16 GB und bei 8K sollte man vorsichthalber schon 32 GB vorhalten. Da sowohl Foto- als auch Videobearbeitung sehr schreib- und leseintensiv sind, lohnt sich auch hier eine SSD.
Eine Grafikkarte, die OpenCL oder CUDA unterstützt, ist ebenfalls eine lohnenswerte Investition, da professionelle Software wie Adobe Premiere diese für Berechnungen verwendet.
Software-Entwicklung
Moderne Entwicklungsumgebungen profitieren von großzügigem Arbeitsspeicher, 16 GB oder mehr sind zu empfehlen. Außerdem bestehen die Projekte oft aus sehr vielen kleinen Dateien, die von den entsprechenden Tools analysiert werden – eine SSD beschleunigt dies beträchtlich.
Arbeitsspeicher und SSD sind damit wichtiger als die schnellste CPU. Für die Grafik reicht oft eine einfache On-Board-Grafikkarte. Arbeitet man mit mehr als einem Bildschirm, sollte man darauf achten, dass die entsprechenden Anschlüsse vorhanden sind.
Gaming
Moderne Spiele benötigen in jeder Hinsicht viele Ressourcen. Bei Gaming-PCs gilt daher für alle Komponenten: mehr ist besser. Ein schneller Prozessor und eine gute 3D-Grafikkarte sind ein Muss für ein flüssiges Spielerlebnis, und 16 GB RAM sind inzwischen für moderne Spiele die Mindestanforderung.
Eine SSD ist zwar nicht zwingend notwendig, sorgt aber für schnellere Programmstarts und deutlich kürzere Ladezeiten. Gerade bei Multiplayer-Spielen ist daher eine SSD nicht nur für einen Selbst sondern auch für alle Mitspieler eine Freude.
Die wichtigsten Komponenten und wie sie zusammenspielen
Mainboard
Im Mainboard laufen alle Fäden zusammen. Es ist das Kernstück eines jeden Systems und seine Wahl beeinflusst jede weitere Komponente Ihres Systems. Achten Sie darauf, ob Sie ein Intel oder ein AMD Board haben wollen und welchen Sockel Sie dabei wählen, denn nur die entsprechenden Prozessoren sind nachher mit Ihrem System kompatibel. Auch bei dem Arbeitsspeicher sollte drauf geachtet werden, welche DDR Generation unterstützt wird.
Des Weiteren ist zu schauen welche PCIe Generation unterstützt wird, damit entsprechend schnelle M.2 SSDs auch ihr ganzes Potenzial ausschöpfen können. Wenn Sie keine eigene Grafikkarte verwenden wollen, achten Sie darauf, dass das Mainboard die passenden Anschlüsse für Ihren Monitor besitzt oder organisieren Sie sich einen Adapter. Das Mainboard gibt ebenso vor, wie viele USB-Anschlüsse welcher Art ihr System hat. Weitere können Sie nur durch einen Hub oder eine PCIe USB-Karte hinzugewinnen.
Wenn Sie viele Festplatten oder SSDs verbauen wollen, sollten Sie auch darauf achten wie viele SATA Anschlüsse ihr Mainboard unterstützt. Für SSDs ist wie schon erwähnt auch die M.2 Anzahl wichtig.
Der Formfaktor gibt an, wie groß das Mainboard ist. Die meisten PCs haben Mainboards im ATX oder µATX-Format. Letzteres ist kleiner und hat damit in der Regel weniger Slots für Erweiterungen wie z.B. Grafikkarten.
Wer seinen Rechner gerne zu einem Unikat machen will oder auch gerne sein System übertaktet, sollte darauf achten wie viele Lüfteranschlüsse das Mainboard besitzt und ob es RGB Header für beleuchtete Lüfter/RGB Steifen besitzt.
Arbeitsspeicher (RAM)
Die Faustregel lautet: Je größer die Daten, mit denen man arbeitet, desto größer sollte auch der Arbeitsspeicher sein – und besser zu viel als zu wenig. Reicht der verfügbare Arbeitsspeicher nämlich nicht aus, wird die viel langsamere Festplatte für den Rest verwendet. Beim Kauf sollte daher geschaut werden, dass immer ein Puffer frei ist, allerdings bringt ein größerer Puffer auch keine nennenswerten Vorteile.
Wie viel Arbeitsspeicher man maximal haben kann, hängt vom Betriebssystem sowie vom Mainboard und dem Prozessor ab: Handelt es sich bei dem Betriebssystem um ein altes 32-Bit-System, sind nur maximal 4 GB möglich. Heutzutage ist das 64-Bit-System allerdings der Standard, welches maximal 128 GB unterstützt. Da nur in Extremfällen 32 GB ausgelastet werden, ist dies allerdings keine Nennenswerte Einschränkung. Wenn Sie wissen wollen welches Betriebssystem Sie verwenden: Bei Windows finden Sie die Information in den Systemeigenschaften, die man durch gleichzeitiges Drücken von Windows- und Pause-Taste aufrufen kann.
Wie viel Arbeitsspeicher das Mainboard und der Prozessor unterstützen, findet man in den jeweiligen Herstellerangaben.
Haben Mainboard, Prozessor oder Betriebssystem verschiedene Arbeitsspeicherkapazitäten, dann gilt die kleinste Angabe als Limit für Ihr System.
Bei der Auswahl von Arbeitsspeicher-Modulen sind vor allem drei Eigenschaften von Bedeutung:
- Bauform: PCs verwenden in der Regel DIMM-Module, Laptops und Mini-PCs häufig die kleineren SO-DIMM
- DDR-Generation: Moderne PCs arbeiten mit sogenannten “Double Data Rate”-Modulen, oder kurz “DDR”. Diese lassen sich in verschiedene, nicht kompatible Generationen unterscheiden. Die Unterbrechung in der Kontaktleiste verhindert, dass man versehentlich ein Modul der falschen Generation verbaut. Welches Modul Sie benötigen entnehmen Sie den technischen Daten Ihres Mainboards.
- Taktfrequenz: Die Taktfrequenz des Arbeitsspeichers kann zwar theoretisch frei gewählt werden, allerdings verwenden bei gemischten Arbeitsspeicherriegeln alle Module die Geschwindigkeit des langsamsten Moduls.
Tipp: Möchte man den bestehenden Arbeitsspeicher aufrüsten, orientiert man sich am besten an den vorhandenen Modulen.
Speicher
Bei Festplatten unterscheidet man zwischen klassischen HDD-Festplatten mit Magnetplatten und SSD-Festplatten, die ähnlich wie Speicherkarten oder USB-Sticks funktionieren.
Während klassische Festplatten vor allem bei großen Datenmengen deutlich günstiger sind, bestechen SSD-Festplatten durch Geschwindigkeit, weil diese keine beweglichen Teile mehr besitzen. Auch das klassische Defragmentieren gehört damit der Vergangenheit an. Die Vorteile zeigen sich besonders bei der Arbeit mit vielen Dateien, dem Start des PCs oder einzelner Programme. Schöner Nebeneffekt: SSD-Festplatten sind vollkommen geräuschlos.
Bei der Auswahl muss man zum einen auf die Bauform (z.B. 2.5”, 3.5” oder M.2 bei manchen Mini-PCs) achten, die vor allem vom PC-Gehäuse abhängen. Zum anderen ist die Anschlussart wichtig – in der Regel SATA.
Standardmäßig sollte ein System sowohl eine SSD, für das Betriebssystem und häufige bzw. anspruchsvolle Programme, sowie eine HDD, für Dateien und ressourcenschonende Programme, besitzen um aus beiden Bereichen die Vorteile zu verbinden.
Prozessor (CPU)
Bei Prozessoren ist es wichtig, dass man darauf achtet, welche Prozessoren das Mainboard unterstützt. Entscheidend ist, ob man ein AMD oder ein Intel Board hat und welcher Sockel verbaut ist.
Die wichtigsten Eigenschaften eines Prozessors sind:
- Taktfrequenz: Die Taktfrequenz gibt an, wie schnell der Prozessor Befehle abarbeiten kann. Prozessoren mit höherer Taktfrequenz sind schneller als vergleichbare Prozessoren mit niedrigerer Taktfrequenz, verbrauchen dafür aber mehr Energie.
- Anzahl der Kerne: Jeder Kern kann einen Prozess gleichzeitig bedienen. Die meisten Prozessoren unterstützen mindestens zwei, was für einfache Anwendungen ausreichend ist. Für anspruchsvollere Anwendungen sind vier Kerne empfehlenswert.
- Cache: Der schnellste Zwischenspeicher im PC. Daten, die nicht in den Cache passen, werden aus dem Arbeitsspeicher geholt.
Prozessoren spezifizieren üblicherweise Typ und Taktfrequenz für die unterstützten RAM-Module. Diese sollten aufeinander abgestimmt werden, da schnellere RAM-Bausteine zwar technisch möglich sind, aber keine Vorteile bringen. Außerdem gibt es eine Obergrenze, wie viel Arbeitsspeicher der jeweilige Prozessor maximal unterstützt.
Beachten Sie dabei: Die leistungsfähigsten Prozessoren können nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn die übrigen Komponenten ebenfalls entsprechend schnell sind. Dabei müssen CPU und Mainboard kompatibel sein. Die Mainboard-Hersteller bieten Listen unterstützter CPUs zu jedem Mainboard an.
Grafikkarte
Für einfache Anwendungen reicht in der Regel die im Prozessor integrierte Grafikfunktion. Für anspruchsvollere Anwendungen (z.B. Foto- und Videobearbeitung oder Gaming) oder die Arbeit mit mehreren Monitoren ist eine dedizierte Grafikkarte sinnvoll. Bei leistungsstarken Grafikkarten sollte beachtet werden, dass das PC-Netzteil ausreichend Leistung bietet.
Die wichtigsten Eigenschaften einer Grafikkarte sind:
- GPU-Takt: Dieser Wert weist auf die Geschwindigkeit des Grafikprozessors (GPU) hin.
- Grafikspeicher und Bandbreite: Um die hohe Performance der GPU auszuschöpfen, werden die aktuell benötigten Daten aus dem Arbeitsspeicher in den Speicher der Grafikkarte übertragen. Der Grafikspeicher ist fest verbaut und kann nicht erweitert werden. Die Bandbreite gibt an, wie schnell Daten in den Grafikspeicher übertragen werden.
- Shader-Einheiten: Die Anzahl der Shader-Einheiten ist ein Maß dafür, wie viele dieser Berechnungen der Grafikprozessor gleichzeitig ausführen kann. Was ursprünglich für 3D-Grafik entwickelt wurde, wird jetzt auch gerne von anderen Anwendungen wie Videoschnitt-Software genutzt.
Tipp: Grafikkarten unterscheiden sich in ihren Abmessungen. Manche sind etwas länger als andere, und manche brauchen den Platz von zwei Erweiterungskarten, weil der Lüfter so groß ist. Achten Sie also darauf, ob die Grafikkarte auch wirklich in Ihren PC passt.
Aufrüst-Set – eine einfache Lösung
Eine einfache und kostengünstige Lösung, um seinen PC auf den neuesten Stand zu bringen, sind sogenannte Aufrüst-Sets.
Diese beinhalten aufeinander abgestimmte und im Zusammenspiel getestete Komponenten. In der Regel beinhaltet ein Tuning-Kit: ein Mainboard, einen Prozessor mit Kühler und den Arbeitsspeicher.
Man spart sich also nicht nur die Planung, sondern bringt auch den ganzen PC auf einmal auf Vordermann. Und weil man die Komponenten als Set erwirbt, sind diese auch noch günstiger.
Das Aufrüsten beschränkt sich damit auf den Austausch des alten Mainboards durch das Aufrüstmodul. Damit dies problemlos gelingt, verfügen alle Aufrüstmodule über eine bebilderte Einbauanleitung.
Wunsch-PC mit einem Aufrüst-Set selbst bauen
Aufrüstmodule sind übrigens auch eine einfache Möglichkeit, sich seinen Wunsch-PC selbst zu bauen. Ein passendes ATX-Leergehäuse mit Netzteil, das gewünschte Aufrüstmodul und die passende Festplatte – und schon steht der individuelle PC.
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